Vor einiger Zeit habe ich mir den Film die „Frau in Gold“ angesehen. Der US-amerikanisch-britische Film hat mich sehr beeindruckt. Der Film erzählt die wahre Geschichte einer Frau, Maria Altmann, gespielt von der Oscar-Preisträgerin Helen Mirren. Sie stritt und kämpfte jahrelang mit der Restitutionskommission der österreichischen Regierung um das Bild „Goldene Adele“ von Gustav Klimt, das ihrer Familie gehörte, zurück zu bekommen. Wie die Geschichte abläuft, können sie im Kino verfolgen.
Ich habe mit dem Schauspieler Ludger Pistor, Hollywoods „Mr. Germany“, gesprochen. Er spielt ebenfalls im Film. Eigentlich wollte ich mit ihm nur über „Die Frau in Gold“ sprechen, aber am Ende ging die Unterhaltung nicht nur um den Film, sondern auch allgemein um das Filmgeschäft in Deutschland und in Hollywood.
Herr Pistor, ich habe mir den Film „Die Frau in Gold“, von Simon Curtis angesehen. Der Film hat mir sehr gut gefallen. In der Hauptrolle spielt die britische Schauspielerin Helen Mirren, in der Rolle des Rudolf Wran spielen Sie. Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?
Das lief alles über die englische Agentur, die ich in London habe. Sie suchten einen Schauspieler in London, der diese Rolle übernehmen könnte, und so bin ich angesprochen worden.
Im Film spielen Sie Rudolph Wran, können Sie uns ein bisschen über diesen Mann erzählen?
Der Dr. Rudolph Wran war damals der Leiter der Restitutionskommission. Ich kenne den Mann nicht persönlich. Seine Lebensgeschichte ist auch nicht im Internet verfügbar. Da könnte ich für die Rolle wenig recherchieren. Ich habe nur auf Youtube ein Video gefunden, wo er gesprochen hat.
Welche Methode benutzen Sie, um in eine Rolle hineinzuschlüpfen, Stanislavski oder Strasberg?
Es wird sehr viel über die Methoden gesprochen. Ich habe keine Methode. Ich arbeite ohne Methode. Ich hatte einen sehr bekannten Lehrer, Herbert Berghof. Nach dieser Methode, mit der er uns unterrichtet hat, wenn man es Methode nennen kann, arbeite ich. Wollen Sie wissen wie es geht?
Ja, natürlich…
Das ist die Methode „I am, I want, I do“ ich bin, ich will, ich tue. Stanislavki, so wie ich das verstehe, hat mehrere Schaffensperioden gehabt. Alles basiert auf Stanislavski. Stanislavski’s Methode hatte mehrere Phasen: Es gab frühere Stanislavski-Methoden und spätere.Strasberg hat auch nach Stanislavski gearbeitet und Herbert Berghof, vermute ich, auch. Ich glaube, die Strasberg-Methode arbeitet nach der früheren Stanislavski-Methode und Herbert Berghof nach der späteren Stanislavski-Methode, und danach arbeite ich auch.
Es gibt viele nationale und international Schauspieler, die keine schauspielerische Ausbildung haben. Wie Sie schon erwähnt haben, haben Sie unter anderem zwei Jahre am Herbert-Berghof-Studio in New-York-City studiert. Brauchen Schauspieler eine richtige Ausbildung?
Ich halte das für ein absolutes Gerücht, dass manche große internationale Schauspieler ohne schaupielerische Ausbildung Karriere gemacht haben. Ihnen wird gerne nachgesagt, es ist toll zu sagen „Ich muss überhaupt nichts üben, ich muss überhaupt nichts lernen“. Das ist ein Blödsinn. Wenn er nicht auf einer Schaupielschule war, dann hat er bestimmt einen privaten Coach gehabt, der ihm geholfen hat. Ein Schauspieler, der überhaupt keine Ausbildung hat, den gibt es nicht. In dieser Branche wird viel erzählt und viel gelogen. Solche Geschichten kommen unheimlich gut in der Presse an.
Und wenn man bekannt sein will, dann sind Marketing Sachen auch sehr wichtig…
Ja, natürlich ist das alles Marketing.
Sie werden Hollywoods „Mr. Germany“ genannt. Sie haben in Filmen gespielt wie „Inglourious Bastards“, „X-Men“, „Erste Entscheidung“, „Casino Royale“ oder „Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“. Besteht ein großer Unterschied, das Honorar ausgenommen, zwischen dem US-amerikanischen und dem deutschen Filmgeschäft?
Das ist so, als ob man einen kleinen Wagen mit dem Luxus-Wagen vergleicht. Da ist einfach viel mehr Geld, weil die Amerikaner die ganze Welt mit Unterhaltung versorgen. Deswegen haben sie natürlich ein ganz anderes Budget. Und das heißt, wenn man für das amerikanische Kino dreht, kann man sich viel sorgfältigere Arbeit leisten und länger an einer Szene arbeiten. Und es liegt nur am Geld. Wenn für das deutsche Kino gedreht wird, werden vier, fünf Minuten am Tag gedreht, die man effektiv danach im Kino sieht. Und in Amerika drehen sie vielleicht nur eine oder sogar eine halbe Minute am Tag, weil sie ein großes Budget haben. Sie haben viel mehr Geld. Das ich ein großer Unterschied. Das merkt man, wenn man sieht, wie viele Leute an dem Film arbeiten, wie viele Abteilungen sie haben. Zum Beispiel beim Dreh des Films Inglourious Bastards mit Quentin Tarantino in Paris, da werden zwanzig Oldtimer-Autos durch abgesperrte Straßen mehrmals links und rechts hingefahren für die Szene, die man nur durch einen kleinen Fensterspalt sieht. Das ist ein Riesenaufwand, das kann man in Deutschland gar nicht machen, weil nur allein der Hintergrund, den man sieht, ein Vermögen kostet. Das kann man nur machen wenn man viel Geld hat.
Im Film „Die Frau in Gold“ sehen wir Sie in Szenen in Wien und auch in Los-Angeles. Wo wurde der Film gedreht?
Der Film ist hauptsächlich in Europa entstanden: In England und in Österreich, in Wien. Es wurden auch ein paar Szenen tatsächlich in Los-Angeles gedreht.
Ich habe das Interview mit Frau Bettina Reitz gemacht. Sie ist die deutsche Produzentin und jetzt die Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks. Sie hat auch gesagt, dass in Hollywood sehr viel Geld in die Filme investiert wird. Sie hat auch gemeint, dass die Sprache für den Erfolg des Films auf dem internationalen Markt eine sehr große Rolle spielt. Spielt tatsächlich die Sprache für die internationale Vermarktung des Films eine sehr wichtige Rolle?
Ja, der englischsprachige Markt ist natürlich groß. Obwohl der deutschsprachige Markt auch sehr groß ist. Es weiß keiner, aber wir in Deutschland sind zur Zeit der größte Markt nach den USA.
Wirklich? Das wusste ich nicht…
Ja, der zweitgrößte Staat beim Umsatz von Filmen ist Deutschland. Hier wohnen achtzig Millionen Menschen. Es kommen noch ein paar Millionen Menschen aus anderen deutschsprachigen Ländern hinzu. Indien ist die zweitgrößte Filmindustrie der Welt, weil dort viele Filme produziert werden, vielleicht sogar mehr als in den USA. In Indien werden zwar mehr Kinokarten verkauft, aber die Karten sind viel billiger.
Wenn wir noch einmal die US-amerikanische und die deutsche Filmindustrie vergleichen: Wie schwer ist es, in Hollywood eine Rolle zu bekommen?
Es ist überall schwierig, die Rollen zu bekommen. Aber vielleicht ist es in den USA schwieriger, weil dort noch mehr Leute sind, die eine Rolle bekommen möchten.
Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie viele interessante Rollen gespielt. Welche waren für Sie als Schauspieler die interessantesten?
Das war die Rolle als Kommissar Klaus Krapp in den Fernsehserien Balko. Das lief zehn Jahre lang auf RTL zwischen 1995 und 2005. Das war meine allerwichtigste Rolle.
Die Serien kenne ich leider nicht, weil ich aus Georgien komme, und ich erst seit 2009 in Deutschland bin, aber ich werde mir ein paar Serien unbedingt anschauen.
Das freut mich.
Und haben Sie so eine Traumrolle, die Sie gerne gespielt hätten?
So eine Traumrolle habe ich ehrlich gesagt nicht, weil für mich als Schauspieler jede Rolle interessant ist, vor allem aber das Spielen der Rolle.
Haben Sie dann vielleicht einen Lieblingsschauspieler?
Das ist Audrey Hepburn.
Wirklich? Meine auch, sie ist so toll…
Gefällt Ihnen also auch?
Ja und nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Mensch, denn sie war die Sonderbotschafterin der Unicef.
Außerdem gefallen mir auch die Schauspieler Stan Laurel und Oliver Hardy. Es war ein US-amerikanisches Komiker-Duo, in Deutschland waren sie unter den Namen Dick und Doof bekannt.
Das werde ich auch bestimmt googeln. Was würden wir ohne Google machen!
Ja heute haben wir Google. Googeln Sie mal, die sind schon lange verstorben, aber die beiden sind die genialsten Komiker.
Vielen Dank für das Gespräch. Ich habe viel Neues von Ihnen über das Filmgeschäft erfahren. Ich danke Ihnen dafür.
Danke Ihnen auch.
Text: Sophia Katamadze
Foto: Jeanne Degraa
Dieser Beitrag erschien zuerst im Cazeblog 01.07.15